Pinterest wird langsam erwachsen: Bekannt und beliebt wurde es seit der Gründung 2010 relativ schnell, weil es besonders bei weiblichen Usern einen Nerv traf. Ausgefallene Mode-Ideen, Muffin-Rezepte mit dem besonderen Pfiff oder Handwerkslösungen für den Kellerausbau, schnell konsumierbar, die ideale Ablenkungen für zwischendurch.
Suchmaschine mit Lesezeichenfunktion: Bilder statt Texte
Aber was ist Pinterest überhaupt? Der Begriff setzt sich aus englisch „pin“ für anpinnen und „interest“ für Interesse zusammen. Wer die Plattform noch nie gesehen hat, kann sie sich als riesige digitale Pinnwand vorstellen. Bilder und Videos, die der User (wobei es größtenteils Userinnen sind) in der integrierten Suchmaschine für interessant hält, kann er speichern. Andere Nutzer können diese Pins ebenfalls übernehmen und speichern, also anpinnen. Auch der Austausch ist möglich, wobei dies gar das Kernelement des Netzwerkes ist. Es setzt nicht die Selbstdarstellung in den Vordergrund, sondern fungiert eher als extrem individualisierte Suchmaschine mit Lesezeichenfunktion.
Was den User bewegt, muss dabei nicht mal öffentlich werden – mittlerweile lassen sich auch geheime Pinnwände erstellen. Wie so ziemlich jede Social Media-Plattform ist Pinterest kostenlos. Es finanziert sich über gesponserte Pins, für die Unternehmen zahlen können. Der Großteil des Traffics wird mobil erzeugt, fast jeder Nutzer pinnt per Smartphone.
Nutzerzahlen steigen deutlich: Ist Pinterest die Zukunft?
Rund 320 Millionen Menschen nutzen weltweit Pinterest. Das Netzwerk gehört damit nicht zu den führenden Netzwerken wie Facebook, Youtube und Instagram, weist aber steigende Abrufzahlen auf. Allein 2020 gab es einen riesigen Schub neuer Nutzer – das Netzwerk scheint damit kurz vor dem Abheben zu sein und könnte damit den Dickschiffen langsam den Rang ablaufen. Wie viel in Deutschland gepinnt wird, ist gar nicht einfach zu sagen, da Pinterest hier keine Zahlen kommuniziert. Schätzungen von Techportalen benennen rund vier Millionen gepinnte Inhalte pro Monat – auch hier mit steigender Tendenz.
Pinterest-User geben mehr Geld aus
Was zuerst nach Spielerei klingt, wird mehr und mehr für Unternehmen interessant. Eine Umfrage des Shoppingsoftware-Anbieters Shopify ergab, dass die Bestellungen durch Weiterleitungen von Pinterest Jahr für Jahr gestiegen sind. Besonders wichtig: So hat Facebook zum Beispiel eine viel größere Reichweite, allerdings geben Nutzer pro Bestellung deutlich weniger aus. Wie bei allen neuen Plattformen, sollte Pinterest dabei aber nicht als die Universallösung betrachtet werden, eher als eine von vielen Darstellungswegen. Für den Anfang hilft es, das digitale Sammelalbum als ansprechende Visitenkarte zu erachten, die Ihre Marke den Nutzern nicht aufdrängt, sondern als schön begreifen lässt.
Ein Nutzerpin Ihrer Produkte führt vielleicht nicht unmittelbar zum Kauf, aber sorgt für eine positive Verknüpfung – was ein Anfang ist oder? Außerdem steigert ein „Repin“ durch andere Nutzer die Reichweite und spricht dafür, dass das Produkt emotional als interessant eingestuft wird. So wird ein authentisches Feedback möglich.
Erstellen Sie ein Unternehmesprofil und nutzen Statistiken
Um herauszufinden, ob und wie ein Produkt oder ein Bild von Ihnen gepinnt wird, brauchen Sie ein Unternehmensprofil. Machen Sie nicht den Fehler und testen einfach Ihr privates Profil. Sie haben hier keinen Zugriff auf analytische Zahlen, außerdem wird Pinterest eine entsprechende Nutzung schnell erkennen und Sie sperren – kein guter Start oder? Wenn Ihr Profil steht, sollten Sie es entsprechend aufhübschen. Wie bereits erläutert, ist Pinterest zu allerst ein visuelles Medium. Fotos und Videos sollten einen hohen Standard aufweisen. Gerade als Unternehmen werden Sie daran noch höher gemessen als dies bei einem privaten Blogbetreiber der Fall ist.
Populäre Irrtümer: Unterschätzen Sie nicht die Nützlichkeit
Ein beliebter Irrtum, den Sie direkt vermeiden können, ist im Anschluss mangelnde Sorgfalt bei der Kategorienvergabe. Für die interne Suchmaschine ist Ihre Kategorie äußerst wichtig! Es hilft nichts, Ihre Pins einfach unter „Alles“ zu setzen und zu vertrauen, dass es schon irgendwie beim Nutzer ankommt. Am beliebtesten sind derzeit übrigens „Zuhause“, „Rezepte“, „Essen und Trinken“, „Hochzeit“ und „Mode“. Für ein Tech-Unternehmen scheint dies ein hartes Pflaster zu sein, aber auch hier sollte man nicht direkt aufgeben: Denn Pinterest-User lieben Inspiration und Kreativität: Alles, was irgendwie besonders und nützlich ist, wird gepinnt.
Statt einem einfachen Bild können Sie gleichzeitig einen „Hack“ oder eine Anleitung posten. Damit steigern Sie auch die Wahrscheinlichkeit des Repins, denn was hilfreich erachtet wird, soll auch anderen zu Gute kommen. Gern unterschätzt wird auch die Kundenbindung. Vielleicht entdecken Sie Nutzer, die Ihre Produkte nebenbei oder ganz bewusst nutzen? Pinnen Sie daher auch selbst und zeigen Sie Wertschätzung, wenn es sich anbietet, das sorgt für Sympathie.
Ohne Selbstkritik kein Erfolg
Wenn Sie dann Ihre Seite aufgebaut haben und fleißig gepinnt haben, vergessen Sie nicht, Ihre Pins auszuwerten. Das Analyticstool zeigt zuverlässig, was ankommt und was schnell „weggewischt“ wird. Was Ihnen gefällt, schätzen andere nicht unbedingt. Selbstkritik ist auch hier geboten. Wenn Sie ungefähr wissen, was ankommt, können Sie einen Schritt weitergehen und gesponserte Pins setzen, diese werden den Usern vorrangig angezeigt. Aber auch hier sollten Sie aufpassen. Gerade weil die Werbeposts nicht auffällig anders aussehen als gewöhnliche Posts, sollten sie den Nutzer nicht verwirren. Gestalten Sie den Werbepost daher lieber besonders liebevoll und vertrauen darauf, dass er besondere Strahlkraft entwickelt. Ihrem Erfolg bei Pinterest steht daher nichts mehr im Wege.